Na schön, also zum Gendersternchen *:
Es gibt wohl zur Zeit anscheinend so eine Art „Krieg“ zwischen stark identitätsorientierten Menschen und solchen, die ersteren vorwerfen zu weit zu gehen. Wobei letztgenannte dann wiederum für ihre Position starker Kritik ausgesetzt sind.
Und das spielt sich alles noch auf der Ebene „vernünftiger“ Positionen ab, dem Wahnsinn sind nach unten und oben keine Grenzen gesetzt. Eigentlich will ich mich da völlig raushalten. Ich habe nur schon länger nach einer Sprachform gesucht, die einfach zu handhaben ist und irgendwie alle potentiellen Leser, Leserinnen und solche Leser oder Leserinnen die sich nicht als Leser oder Leserin definieren, mit einbezieht. (Tadaa, der Satz ist sozusagen fast unlesbar.) Da ist Leser*innen deutlich kürzer, und tut eigentlich niemandem weh. Eigentlich.
Aber dann gibt´s wieder welche, die sagen: du musst in diesem ideologischen Kampf Position beziehen. Äh, muss ich? Ja, irgendwie leider schon, da gibt´s keinen Zwischenweg. Und wenn ich eben vor der Wahl stehe, wählen zu müssen, mache ich das was ich immer in so einer Situation tue: Auf die Seite mit den besseren Argumenten zu hören.
Wer die Texte mit den Sternchen nun partout trotzdem nicht lesen will, tut das dann eben nicht. Das krieg ich gar nicht mit.
OK, ich dachte damit hat sich´s. Aber nachdem ich mich ein wenig mit dem Thema weiter beschäftigt habe, erkenne ich erst, was für extreme Blüten des Irrsinns inzwischen auf beiden Seiten des Spektrums schon Standard geworden sind. Uaaa. Für die Einen ist jedes Gendersternchen Ausdruck einer totalitären Ideologie die zum Untergang der Zivilisation an sich führt – für die Anderen ist Jede*r die/*/der nicht dabei mitmacht die aktuelle Sau durchs Dorf zu treiben, Ausdruck des puren Bösen. Da kann man schnell den Überblick verlieren. Deshalb stelle ich es an dieser Stelle noch mal ganz deutlich klar:
Ich sehe Jede*n als Individuum an und nicht als Teil einer wie auch immer gearteten Gruppe. Das Gendersternchen verwende ich weil ich es möchte und es für einen eleganten Weg halte, alle anzusprechen. Ansonsten halte ich einige der aktuellen Auswüchse von Identitätspolitik für hanebüchenen Schwachsinn. Tragt das untereinander ohne mich aus!
Aber zum Schluss noch ein versöhnlicher Abschluss: ein hoch interessanter Austausch zwischen Şeyda Kurt und Nele Pollatschek. Für mich persönlich ist das allerdings eigentlich nicht so versöhnlich, denn als Verfechter des Individuums dürfte ich jetzt eigentlich das Gendersternchen nicht mehr verwenden. Aber das ist eben das Schöne am Individuum (mir in diesem konkreten Fall) – es ist unberechenbar.
Nach einigem Nachdenken, gefällt mir der Ansatz von Frau Pollatscheck aber eigentlich doch am besten. Er ist eben nur schwer umsetzbar. Aber ich werde mich bemühen, alle drei generischen Formen (m, w und mit *) zu verwenden. Mal sehen wie das ankommt.